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Der Weg zur deutschen Einheit.

Friedrich Wilhelm III.

Die Neuordnung des heterogenen Deutschlands wird der großen Politik untergeordnet. Die vom russischen Kaiser Alexander vorgeschlagene Heilige Allianz der Völker läßt Metternich zur Heiligen Allianz der Herrscher umdichten, um jeden Widerspruch zu seinen restaurativen Absichten zu vermeiden. Ein von Preußen vorgeschlagener Entwurf einer neuen Verfassung des Deutschen Bundes verpflichtete die Bundesstaaten zur Bildung ständischer Vertretungen. Für Preußen selbst arbeiteten Stein und Humboldt sowie Hardenberg und Altenstein Vorschläge zu einer Ständischen Verfassung aus, doch Österreich gelingt, es seine führende Stellung in Deutschland zu behaupten und im Zuge der Restauration die Verfassungsbewegung zu ersticken.

Kaiser Alexander I. von Rußland bleibt es in Polen seine Vorstellungen von einem freiheitlichen Musterstaat zu verwirklichen. Trotz des Widerstandes in und außerhalb Rußlands hält Alexander bis zu seinem frühen Tod an Polens Verfassung fest.

Ein Aufstand in Griechenland offenbart den Anachronismus der österreichischen Restaurationspolitik. In Deutschland herrscht nicht zuletzt aufgrund des Erbes der Weimarer Klassiker eine große Sympathie für die Aufständischen. Entgegen den eigenen Grundsätzen verhilft die Heilige Allianz den Aufständischen zum Erfolg.

Nach dem Tod des russischen Kaisers Alexander I. tritt Nikolaus I. an seine Stelle. Die in den Kriegen gegen Napoleon mit freiheitlichen Gedanken in Berührung gekommenen Offiziere verweigern ihren Eid und wagen eine Revolte. Der Aufstand der Dekabristen wird blutig niedergeschlagen. 1830 sorgen der Sturz der Bourbonen in Frankreich, die Abspaltung Belgiens von den Niederlanden und der Unabhängigkeitskrieg in Polen für auch für Unruhen in Preußen. Das gut vernetzte rheinische Bürgertum suchte seinen Einfluß in den Provinziallandtagen und über die Provinziallandtage zu vergrößern.

Was in den Niederlanden funktionierte hätte auch in Preußen veranstaltet werden können, würde König Friedrich Wilhelm III. halbherzig reagiert haben. Der Oberpräsident der Rheinprovinz v. Ingersleben versuchte das Einsickern von „Revolutionären“ aus Frankreich und Belgien durch Grenzkontrollen zu verhindern. Die in Preußen geschürten Unruhen wurden durch Verhandlungen, Polizei- und oder Militäreinsatz nieder gehalten. Preußens Militär half auch in Reuß-Schleiz, Reuß-Ebersbach und Waldeck die Ordnung aufrecht zu erhalten. Ein Blick auf die Landkarte erklärt warum. Das durch einen Landkorridor geteilte Preußen wußte die Unruhen zu nutzen diesen Umstand für die eigene Konsolidierung und zur Stärkung seiner Stellung im Deutschen Bund zu nutzen.

Für Preußen vermochte mithilfe eines modernen Zoll- und Finanzsystems die wirtschaftlichen Interessen seiner Bürger mit denen des Staates zu vereinen. Das noch unter König Friedrich Wilhelm III. begonnene Unternehmen zur Gründung eines Zollvereins bereitet den Weg zur Gründung des deutschen Nationalstaates.

Friedrich Wilhelm IV. 1840 – 1861

1840 starb Friedrich Wilhelm III. Ihm folgte mit Friedrich Wilhelm IV. ein Mann, dessen Streben nach religiöser Glückseligkeit und musischer Entfaltung nur von seinem Amt und den Untertanen beeinträchtigt wurde.

Die westlichen, am Rhein gelegenen Provinzen Preußens waren durch das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen und andere deutsche Staaten von den mittel- und ostdeutschen Provinzen des Landes getrennt. Preußen betrieb daher den Ausbau der Infrastruktur, die Beseitigung von Binnenzöllen und die Erweiterung des Zollvereins. Die Integration der vorwiegend katholischen Bevölkerung und der liberal organisierten Wirtschaft der westlichen Provinzen mußte gewährleistet werden. Besonders beim Ausbau des Straßen- und Schienennetzes stieß Preußen an die Grenzen seiner Finanzen. Friedrich Wilhelm III. hatte in einer Anordnung jede Kreditaufnahme ohne parlamentarische Zustimmung untersagt. Ein Parlament gab es allerdings nicht. Friedrich Wilhelm IV. versuchte durch die Einberufung des Vereinigten Landtages die Zustimmung zur Ausweitung des Haushalts einzufordern, scheiterte aber an seinem den Abgeordneten gegenüber angeschlagenen Ton.

1848 wurde ganz Deutschland vom Krieg (in Norditalien und Dänemark) bedroht und von revolutionären Wirren erfaßt. Weitere Kriege (Krimkrieg 1853) folgten. Der Wettlauf um die Ressourcen der Erde führte zur Herausbildung eines Europas der Nationalstaaten, in das der Vielvölkerstaat Österreich(-Ungarn) nicht mehr paßte und seine Integration in einen deutschen Nationalstaat verhinderte.

Österreich bemühte sich den unzeitgemäßen Deutschen Bund zu reanimieren, ignorierete die eigene Schwäche wie auch die Integrität Friedrich Wilhelms IV. von Preußen, der die ihm 1848 abgetrotzten verfassungsmäßigen Zugeständnisse – obwohl er seinerzeit von den „Revolutionären“ mit Hohn und Spott bedacht worden war – gegen die von Wien und Rußland ausgehende neofeudalistische Bewegung verteidigte. Preußens Festhalten an der Verfassung hob sein Ansehen in ganz Deutschland. Preußen war nun stark genug, der ehemaligen Großmacht Österreich die Stirn zu bieten.

Der Krieg um Schleswig-Holstein sollte zur Klärung der deutschen Frage führen.

Wilhelm I..

Nach einem Schlaganfall wurden die Geschäfte des Königs durch den späteren König Wilhelm I. weitergeführt. Der preußische Biedermeier war nun endgültig Geschichte. Ein weiteres Olmütz (Einknicken vor Österreich) sollte es nicht geben. Ein Preuße mit Migrationshintergrund, Albrecht von Roon, besaß das Genie die notwendige Erneuerung der Armee durchzusetzen, wenn auch durch Hinzuziehung Ottos Graf von Bismarck.

Bismarck verstand es das preußische Heer zum Anker der deutschen Einigungsbestrebungen zu machen. Der Krieg um Schleswig-Holstein 1864 wurde von Preußen und Österreich gemeinsam geführt und gewonnen, Dänemarks Hoffnung England in diesen Krieg hineinzuziehen scheiterte, da es England nicht gelang Frankreich für diesen Krieg zu begeistern.

Die Verwaltung Schleswigs und Holsteins durch Preußen und Österreich wurde von Österreich benutzt – entgegen den vertraglichen Vereinbarungen – Schleswig-Holstein unter einem Herzog von Augustenburg als neuen Bundesstaat in den Deutschen Bund aufzunehmen.
Preußen setzte die Armee ein, um seine Rechte in Schleswig-Holstein zu wahren. Nachdem Österreich glaubte sich bei Kaiser Napoleon III. rückversichert zu haben, stellte es Preußen ein Ultimatum. Doch Kaiser Napoleon III. hegte eigenen Vorstellungen, die weder mit denen Österreichs noch mit denen seines eigenen Kabinetts übereinstimmten.

Mit dem schnellen Sieg 1866 der Preußen über Österreich zerschlugen sich die Pläne des franz. Kaisers, als Retter Preußens, die Neugestaltung Deutschlands mitzubestimmen. Mit Österreichs Niederlage gewann Bismarck das Vertrauen der Liberalen, die in ihm bis dahin unterstellten die reaktionäre Politik Österreichs zu betreiben. Der Deutsche Bund wurde 1866 aufgelöst und wurde durch den Zollverein ersetzt. Österreich verlor jegliches Recht, an der Neuordnung Deutschlands mitzuwirken.

1870 hetzten in Frankreich Monarchisten und Jesuiten aus unterschiedlichen Motiven zum Krieg gegen Preußen. Anlaß war die Kandidatur eines Großneffen Napoleon I., nämlich Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen um den Thron Spaniens. Bismarck nutzte die Gelegenheit, scheute den Krieg nicht und die siegreichen deutschen Armeen sicherten dem Land Elsaß-Lothringen. Preußen statt Österreich garantierte damit nun den süddeutschen Staaten den Schutz vor der französischen Bedrohung, was dem 1871 gegründeten Deutsche Reich auch die Zustimmung Württembergs und Badens eintrug. In den Wirren am Ende des Krieges 1870/71 gab die für 72 Tage existierende Pariser Kommune Anarchisten und Kommunisten einen Gegenstand, den sie bis heute bebrüten.