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Die Kaiserliche Marine im Krieg 1914/18.

 

Während Großbritannien schon vor Beginn des Kriegsausbruches seine Marine in der Nordsee konzentrierte und - wie in der geheimen Zusatzvereinbarung des Entente-Vertrages vereinbart - den Schutz der französischen Kanalküste übernahm, Frankreichs Kriegsmarine vertragsgemäß die Briten entlastete und im Mittelmeer operierte, war ein nicht unbeträchtlicher Teil der deutschen Hochseeflotte in weit entfernten Gewässern eingesetzt. Die Ostasienflotte und die Leipzig im Pazifik; die Dresden in der Karibik, die Karlsruhe im Atlantik, die Königsberg in Ostafrika. Die Goeben und Breslau befanden sich in Italien.

Der Ausbruch des Krieges traf die Kaiserliche Marine in einem ungünstigen Moment.

1914.

August 1914.
Ganz besonders galt dies für die Schiffe in Italien: den Schlachtkreuzer Goeben, den Kleinen Kreuzer Breslau und für das Begleitschiff General. Dank kluger Manöver glang es ihnen zu den Dardanellen durchzubrechen wo die deutsche Besatzung ihren Dienst unter türkischer Flagge fortsetzte. .

28.08.1914 Seegefecht bei Helgoland.

Um das Übersetzung von britischen Landungstruppen auf das europäische Festland zu sichern starteten die Engländer bei diesigem Wetter einen Angriff gegen die vor Helgoland eingesetzten Kriegsschiffe der Kaiserlichen Marine.

Das brit. U-Boot E26 griff um 5:26 Uhr das deutsche Torpedoboot G 194 an, der Angriff mißlang und die G 194 verfolgte das U-Boot, drehte aber ab, als vier brit. Zerstörer in Sicht kamen. Konteradmiral Franz von Hipper schickte den Torpedobooten die beiden Kleinen Kreuzer SMS Frauenlob und SMS Stettin zu Hilfe. Später stieß der britische Kreuzer HMS Fearless mit einigen Zerstörern auf die zweite deutsche Vorpostenreihe, wo sie kurz vor 8:00 Uhr von den beiden Kleinen Kreuzern SMS Frauenlob und SMS Stettin abgefangen wurden. Die Fearless beschoß die Stettin und zwang diese, in Richtung Helgoland abzudrehen. Die Frauenlob konnte mehrere Treffer auf der Arethusa landen, die erheblich beschädigt, gemeinsam mit der Fearless abdrehte. Zur Verstärkungen wurden aus Wilhelmshaven die Kleinen Kreuzer SMS Cöln und SMS Straßburg, aus der Ems die SMS Mainz ausgeschickt.

In völliger Unkenntnisse der Lage fochten 6 Kleine Kreuzer und 19 Torpedoboote auf deutscher Seite gegen 5 Schlachtkreuzer, 8 Leichte Kreuzer, 33 Zerstörer und 8 U-Boote auf britischer. Die drei Kleinen Kreuzer Cöln, Mainz und Ariadne wurden von den Briten versenkt. Hinzu kam der Verlust eines Torpedobootes.

Konteradmiral v. Hipper hatte die durch die Briten erteilte Lektion gelernt. Sowohl in der Schlacht auf der Doggerbank als auch im Skagerrak wußte er geschickt zu bestimmen, welche Situationen es rechtfertigten Risiken zu vermeiden und welche Situationen nur durch riskante Operationen zu bestehen waren.

26.08.1914:
Der Kleine Kreuzer Magdeburg läuft im Finnischen Meerbusen bei Odensholm auf und fällt den Russen in die Hände.
 
26.08.1914:
Der Hilfskreuzer Kaiser Wilhelm der Große wird auf neutralem Gebiet im span. Hafen Rio de Oro von brit. Kreuzer Highflyer beschossen.
 
05.09.1914:
U-21 versenkt den brit. Kreuzer Pathfinder.
 
13.09.1914:
Brit. U-Boot versenkt den Kleinen Kreuzer Hela
 
22.09.1914:
U-9 (Weddigen) versenkt die brit. Panzerkreuzer Hague, Cressy und Aboukirs bei Hoek van Holland.
 
22.09.1914:
Der Kleine Kreuzer Emden (von Müller) beschießt die Petroliumtanks von Madras.
 
Ende Sept. 1914:
S 90 (Brunner) versenkt vor Tsingtau den jap. Kreuzer Takatschiho.

Oktober 1914
 
Einsatz der unter türkischer Flagge fahrenden Goeben und Breslau im Schwarzen Meer.
Die Goeben beschießt die Hafenanlagen von Sewastopol und versenkt infolge einen russischen Zerstörer. Vor Kertsch versenkt die Breslau zwei russische Handelsschiffe. Beim späteren Beschuß von Noworosijisk werden 50 - 60 Öltanks zerstört, hinzu kommen 14 versenkte russische Transportschiffe.

11.10.1914:
U-26 versenkt den ruß. Panzerkreuzer Pallada in der Ostsee.
 
15.10.1914:
U-9 versenkt den brit. Großen Kreuzer Hawke.
 
27.10.1914:
Der brit. Große Kreuzer Audacious wird durch eine Mine versenkt.
 
28.10.1914:
Der Erste brit. Seelord Prinz Ludwig von Battenberg tritt zurück. Nachfolger wird Lord Fisher.
 
28.10.1914:
Die Emden versenkt in Penang den russ. Kreuzer Jemtschuk und das frz. Torpedoboot Mousquet.

01.11.1914 Seeschlacht bei Coronel.

Nach Kriegsbeginn entschied Graf Spee das Ostasiengeschwader in heimatnahe Gewässer zu verlegen. Vor den Osterinseln schloß sich Spees Verband der aus Mittelamerika kommende Kleine Kreuzer Leipzig an. Der brit. Admiral Cradock erhielt die Aufgabe Spee den Weg zu verbauen.

Spee verfügte über die Panzerkreuzer Scharnhorst und Gneisenau sowie über die Kleinen Kreuzer Nürnberg, Leipzig und Dresden. Cradock verfügte über die Kreuzer Good Hope, Monmouth, Glasgow, das Linienschiff Canopus und über den Hilfskreuzer Otranto.

Spee erfährt vor der chilenischen Küste, an der er Kohle und Proviant zu bunkern beabsichtigte, von der Anwesenheit der brit. Schiffe und beschließt, die Briten anzugreifen. Es gelingt ihm dank präziser Schüsse und der gut gewählten Stellung zum Feind, die Good Hope und Manmouth zu versenken. Die Glasgow und Otranto entkamen schwer beschädigt.

02.11.1914:
Großbritannien erklärt Nordsee zum Kriegsgebiet.
 
04.11.1914:
Untergang des Kleinen Kreuzers Karlsruhe infolge einer Explosion an Bord.
 
08.11.1914:
Die Emden wird vor den Cokos-Inseln nach einem Gefecht mit der Sidney auf Grung gesetzt.
 
17.11.1914:
Panzerkreuzer Friedrich Carl läuft vor Memel auf eine Mine und sinkt.
 
23.11.1914:
Die Königsberg wird in Ostafrika im Delta des Rufijiflußes eingeschlossen.
 
16.12.1914:
Dt. Marine beschießt Hartlepool, Scarborough und Whitby.

Die Männer der Emden.

Am 11. August 1914 entließ Graf Spee den Kleinen Kreuzer Emden aus dem Ostasiengeschwader. Die Emden sollte vom Kohlenschiff Markomannia begleitet im Indischen Ozean auf Kaperfahrt gehen. Am 10. September stoppte die Emden das von Briten gecharterte griechische Schiff Ponteporrus. Am 11. September wurde der brit. Truppentransporter Indus etwas später der Truppentransporter Lovat versenkt. Insgesamt kaperte die Emden 23 Schiffe. Der Großteil von ihnen wurde versenkt. Am 28.10.1914 versenkte die Emden im Hafen von Penang den russischen Kreuzer Jemtschuk und das französische Torpedoboot Mousquet. Am 09.11.1914 wurde die Emden vor den Cocos-Inseln von dem brit. Kreuzer Sidney zusammengeschossen und von der Mannschaft auf Grund gesetzt. Die an Bord befindliche Besatzung von 117 Mann geriet in brit. Gefangenschaft.

Der unter Führung des Kapitänleutnants von Mücke auf der Insel befindliche Landungstrupp der Emden sollte unter abenteuerlichen Umständen zunächst mit gekaperten Schiffen, dann durch die Wüste Saudi-Arabiens und schließlich mit der Bahn Konstantinopel (Pfingsten 1915) und dann Berlin erreichen.

08.12.1914 Seeschlacht bei den Falkland-Inseln.

Am Morgen des 8. Dezember 1914 erhalten die Gneisenau und die Nürnberg den Auftrag die Verhältnisse auf den Falkland-Inseln aufzuklären und unter günstigen Umständen den Engländern ein Ultimatum zu stellen. Kapitän Maerker sah zwar, daß der Hafen von Port William voller Schiffe lag, schätzte deren Kampfkraft jedoch falsch ein. Nur der Befehl Spees, mit Volldampf auf allen Kesseln zum Führungsschiff aufzubrechen hielt Maerker davon ab, ein aussichtsloses Gefecht aufzunehmen. Um 11:00 Uhr schlossen Gneisenau und Nürnberg zum Geschwader auf, das nun vollständig, in einer auseinandergezogenen Linie mit hoher Geschwindigkeit auf Süd-Ost Kurs ging. Ihm folgten zunächst 8 englische Kreuzer, denen sich wenig später 2 Schlachtkreuzer hinzugesellen. Um 12:55 Uhr eröffnet die Inflexible mit ihren gewaltigen 30,5 cm Geschützen, aus einer Distanz von 160 Hektometern das Feuer auf die Leipzig, das als das langsamste Schiff des Geschwaders sich am Ende der Linie befand und deren 10,5 cm Geschütze denen des Gegners in allen Belangen unterlegen waren.

Graf Spee entläßt alle Kleinen Kreuzer aus dem Verband, die nach Steuerbord wegdrehten aber von der Kent, Cornwall und Glasgow verfolgt wurden.

Die Scharnhorst und die Gneisenau nehmen nun das Gefecht auf. Spee muß, um seine Artillerie nutzen zu können auf 110 Hektometer an die Invincible heran. Die Gneisenau erhält zwei Treffer der 30,5 cm Granaten über der Wasserlinie und einen Unterwassertreffer. Das Schiff bleibt einsatzbereit. Die Invincible dreht ab. Nach einer Gefechtspause wiederholt sich das Spiel. Die Invincible greift aus sicherer Entfernung an und dreht ab, wenn sich die deutschen Panzerkreuzer in Schußweite brachten.

Nach und nach werden die Gneisenau und Scharnhorst in einen durchsiebten Eisenklumpen verwandelt. Kurz vor 16:00 Uhr entläßt Spee die Gneisenau und macht seinen letzten Schwenk auf den Gegner zu. Um 16:17 Uhr geht die Scharnhorst unter. 30 Minuten später wurde die Gneisenau versenkt.

Um 14:40 Uhr waren die Kleinen Kreuzer von ihren Verfolgern eingeholt worden. Um 19:10 Uhr hatte SMS Leipzig ihre gesamte Munition verschossen. Von den 300 Mann Besatzung waren noch 24 einsatzbereit. Der Rest war tot oder schwer verwundet. Die Matrosen zünden die Sprengkapseln, um ihr Schiff zum Sinken zu bringen, und gehen in die Rettungsboote. 18 von ihnen überlebten den Untergang ihres Schiffes.

Die mit der Kent im Gefecht liegende Nürnberg stellte um 18:25 das Feuer ein. Nachdem Kesselrohrbrüche, unterlegene Feuerkraft und Panzerung eine Fortsetzung des Kampfes aussichtslos erschienen ließen, wurde auch SMS Nürnberg durch das Zünden von Sprengladungen selbst versenkt.

Die Dresden konnte entkommen und wurde später in neutralen chilenischen Gewässern von ihrer Mannschaft versenkt.

Von den drei Beidampfern überlebte nur die Seydlitz.
Die Beidampfer Isabel und Baden wurden durch die Briten versenkt.

 

1915.

24.01.1915 Seeschlacht an der Doggerbank.

Am 23. Januar 1915 erhält die I. Aufklärungsgruppe (Vizeadmiral Hipper) den Auftrag mit den Kreuzern und der II. Torpedobootflottille die Doggerbank aufzuklären, mit dem Ziel ggf. die dort vermuteten schwachen feindlichen Kräfte zu vernichten.

Die in der Marschordnung an Backbord laufende Kolberg nahm am 24. Januar 08:15 Uhr das Gefecht auf, nachdem sie feindliche Zerstörer und Kleiner Kreuzer gesichtet hatte. Wenig später beobachte die Kolberg starke Rauchwolken hinter den leichten Kräften des Feindes die, so wurde vermutet, von großen Kampfschiffen herrühren mußten. Hipper sammelte seine Kreuzer und ging auf Südostkurs. Die am Schluß fahrende Blücher sollte nach eigenem Ermessen das Feuer gegen die sich schnell nähernden Großkampfschiffe der Engländer eröffnen. Die Torpedoboote wurden vorausgeschickt.

Um 09:35 Uhr eröffnete das I. Schlachtkreuzergeschwader der Briten auf 200 Hektometern das Feuer auf die Blücher. Weitere gegnerischen Schiffe näherten sich mit hoher Geschwindigkeit der Seydlitz und eröffnet das Feuer aus sicherer Entfernung. Hippers warf nun die Torpedobootflottille ins gegnerische Feuer. Die Briten drehten ab und sammelten sich der angeschlagenen Blücher das Ende zu bereiten.

Nach einer Reihe von schweren Treffern, um 13:07 Uhr, kenterte SMS Blücher und versank kurz darauf in den Fluten.

Der Flottenchef Admiral von Ingenohl wurde für die unüberlegte Unternehmung zur Verantwortung gezogen und durch Admiral von Pohl ersetzt. Pohl verlagerte den Schwerpunkt der Seekriegsführung auf den Einsatz von Ubooten.

Januar 1915:
Rußland legt Minensperre in der mittleren Ostsee.
 
01.01.1915:
U-24 versenkt das brit. Linienschiff Formidable bei Plymouth.
 
15.-19.01.1915:
Angriff dt. Marineluftschiffe auf Großbritannien.
 
04.02.1915:
Deutschland erklärt das Seegebiet um Großbritannien zum Kriegsgebiet.
 
Februar/März 1915:
Rückzug der österreichischen Marine nach Pola und Cattaro.
 
Ende März 1915:
U-29 (Weddigen) gesunken.
 
14./15.04.1915:
Dt. Marineluftschiffe fliegen Nachtangriffe auf südenglische Städte.
 
27.04.1915:
Die österreichische U-5 versenkt den franz. Panzerkreuzer Leon Gambetta in der Straße von Otranto.
 
29.04.1915:
Dt. Marine beschießt Libau.

Ausbau der Ubootflotte.

Bei Ausbruch des Weltkriegs verfügte Deutschland über 28 Uboote (Großbritannien über 76, Frankreich 38, Russland 20, Österreich-Ungarn 6).
Unter dem Eindruck der verlorenen Schlacht an der Doggerbank einerseits und den Erfolgen Weddigens andererseits, enstschied sich die Marineführung die Anzahl der Uboote erheblich zu steigern. Zunächst zur Bekämpfung feindlicher Großkampfschiffe vorgesehen erhielten die Uboote nun den Auftrag gegen die feindliche Handelsflotte vorzugehen.

Bis Kriegsende kamen 374 deutsche Uboote zum Einsatz.
Sie versenkten Handelsschiffe mit einer Gesamttonnage von 12,2 Mio. BRT.
Hinzu kamen 100 versenkte feindliche Kriegsschiffe.

07.05.1915:
U-20 versenkt den brit. Dampfer Lusitania.
 
01.06.1915:
Dt. Marineluftschiffe fliegen Nachtangriffe auf Londoner Docks und Werften.
 
01.06.1915:
Das Verwundetentransportschiff Willi Rickmers wird vor San Sebastian von einem feindlichen Uboot angegriffen.
 
02.07.1915:
Seegefecht bei Gotland.
 
07.07.1915:
Österreichische Uboote versenken den ital. Panzerkreuzer Amalfi.
 
11.07.1915:
Selbsversenkung der Königsberg nach monatelanger Belagerung.
 
18.07.1915:
Österreichische Uboote versenken den ital. Panzerkreuzer Guiseppe Garibaldi.
 
09.08.1915:
Fünf dt. Marineluftschiffe fliegen Angriffe auf London, Harwich und Humber.
 
19.08.1915:
U-27 wird durch den brit. Hilfskreuzer Baralong versenkt.
 
21.08.1915:
Seegefecht im Rigaer Meerbusen.
 
18.09.1915:
U-Boote stellen Handelskrieg im Seegebiet um Großbritannien komplett ein.
 
23.10.1915:
Die Prinz Adalbert wird vor Libau durch ein feindliches Uboot versenkt.
 
17.12.1915:
Der Kleine Kreuzer Bremen wird in der östl. Ostsee durch ein feindliches Uboot versenkt.
 
30.12.1915:
Infolge einer Explosion im Schiffsinneren sinkt der brit. Panzerkreuzer Natal.
 
Ende 1915 :
Der Chef der deutschen Hochseeflotte Admiral Hugo von Pohl wird aufgrund seiner Erkrankung durch Vizeadmiral Reinhard Scheer ersetzt.

1916.

23.02.1916:
Polit. Vorgaben verhindern de facto Kaperfahrten von Ubooten.
 
29.02.1916:
Hilfskreuzer Greif versenkt brit. Hilfskreuzer Alcantara. Selbsversenkung der Greif.
 
04.03.1916:
Hilfskreuzer Möwe kehrt von erster Kaperfahrt zurück.
 
18.03.1916:
Das österreichische Lazaretschiff Elektra wird bei Sebenico von feindlichem Uboot torpediert.
 
23.03.1916:
Das dt. Lazaretschiff Tabora wird im Hafen von Daressalam von brit. Schiffen versenkt.
 
24.03.1916:
Frz. Dampfer Sussex von dt. Uboot versenkt.
 
Mai 1916:
Brit. Schiffe beschießen flandrische Küste.
 

31.05. bis 01.06.1916 Schlacht am Skagerrak.

Nachdem die Uboote den Handelskrieg einstellen mußten, plante Konteradmiral Scheer, die brit. Flotte in der Nordsee zum Schlagen zu bringen. Eine günstige Gelegenheit sah er gekommen, nachdem er Hinweise darauf erhielt, daß die Briten begannen ihre Flotte in der Nordsee umzugruppieren. Geplant waren ursprünglich zwei Vorstöße, nach Nordwesten und nach Norden. Der Einsatz der Luftschiffe zur Aufklärung wurde durch schlechtes Wetter verhindert. Da die Uboote zur Aufklärung bzw. zur Einnahme ihrer Angriffspositionen bereits ausgesandt waren, sah sich Scheer zum Auslaufen gezwungen. Scheer entschied sich die dänische Küste als Deckung nehmend ins Skagerrak noch Norden auszulaufen. Am 31.05.1916 liefen unter dem Kommando des Befehlshaber der Aufklärungsgruppe (B.d.A.) Vizeadmiral Hipper die I. und II. Aufklärungsgruppe und die Regensburg mit dem II. Führer der Torpedoboot mit der II., VI. und IX. Torpedobootsflottille aus. Ziel war es sich an der norwegischen Küste zu zeigen, um die Aufmerksamkeit der Engländer zu erregen, und einen Kreuzer- und Handelskrieg zu führen. Das Gros der Kaiserlichen Flotte mit dem I., II. und III. Geschwader, der IV. Aufklärungsgruppe, dem I. Führer der Torpedoboote auf der Rostock und dem Rest der Torpedobootflottillen folgten mit halbstündiger Verzögerung um zunächst die Aufklärungsstreitkräfte zu decken.

Nahezu die gesamte Flotte des Deutschen Reiches befand sich auf dem Weg zum Skagerrak.

Die Engländer vermochten auch dank der vom Kleinen Kreuzer Magdeburg erbeuteten Informationen den dt. Seefunk zu entschlüsseln und wußten von Scheers Absichten. Ihre Flotte lief mit allen verfügbaren Schiffen bereits am Abend des 30. Mai 1916 aus.

Um 07:37 Uhr meldete U 32 (ca. 70 sm östlich des Firth of Forth) 2 Großkampfschiffe, 2 Kreuzer und mehrere Torpedoboote auf südöstlichem Kurs. Um 08:30 Uhr übermittelte die F. T.- Entzifferungsstelle Neumünster, das Auslaufen von 2 großen Kriegsschiffe oder Verbänden mit Zerstörern aus Scapa Flow. Um 08:48 Uhr meldete U 66 (ca. 60 sm östlich Kinnaird Head) 8 feindliche Großkampschiffe, Kleine Kreuzer und Torpedoboote auf nordöstlichem Kurs.

Um 16:28 Uhr sichtete die Elbing etwa 90 sm westlich Bovbjerg feindliche Streitkräfte. Es handelte sich um 8 Kleine Kreuzer der Caroline-Klasse. Die Kreuzer nahmen die Verfolgung auf. Um 17:20 Uhr meldete der Befehlshaber der Aufklärungskräfte (B. d. A.) zwei feindliche Kolonnen großer Schiffe mit östlichem Kurs. Es handelte sich um 6 Schlachtkreuzer und leichte Streitkräfte. Der B. d. A. gab der II. Aufklärungsgruppe den Befehl zum Angriff.

Während der nun entbrennenden Schlacht fochten 149 brit. Schlachtschiffe, Kreuzer und Zerstörer gegen 38 dt. Schlachtschiffe, Kreuzer und Linienschiffe. Hinzu kamen auf dt. Seite 61 Torpedoboote. Um 21:17 Uhr leitete Scheer, die erdrückende Übermacht der Engländer erkennend, den Rückzug ein.

Der Rückzug wurde durch die Torpedobootflottillen gedeckt, deren Angriffe die englische Flotte in Atem hielten und ihre Wirkung, zumindest auf den Chef der Grand Fleet John Jellicoe, der auf eine Verfolgung der deutschen Flotte verzichtete, nicht verfehlten.

Die Kaiserliche Flotte verlor: die Frauenlob 2700 t, die Elbing 4500 t, die Rostok 4900 t die Wiesbaden 4900 t, die Pommern 13 200 t, die Lützow 26 600 t sowie 5 Torpedoboote mit jeweils ca. 700 t Wasserverdrängung.

Die britische Flotte verlor: die Ardent 950 t, die Fortune 970 t, die Shark 970 t, die Sparrowhawk 970 t, die Turbulent 1000 t, die Nomas 1000 t, die Nestor 1000 t, die Tipperary 1900 t, die Black Prince 13 750 t, die Warrior 13 750 t, die Defence 14 800 t, die Invincible 20 300 t und die Queen Mary 30 000 t.

Verluste 60 300 t Munition Verschossene Schiffe England 120 410 t 2586 Mann Deutschland 90 t 6900 Mann Besatzung 200 t

König Edward VII. hatte freilich ein anderes Bild vor Augen, als er im September 1912 damit drohte, die Deutsche Flotte in den Grund zu bohren. Daß Scheer die Flotte in die heimatlichen Häfen zurückführen konnte, lag an dem hohen Ausbildungsstand der Matrosen, der außerordentlichen Kampfbereitschaft der Torpedoflottillen, der Präzission der den brit. Großkampfschiffen an Reichweite unterlegenen Artillerie und auch an Scheers Vertrauen in diese Flotte, das es ihm erlaubte in der Not selbst auf die schwierigsten Manöver zurückgreifen zu können. Daß die Briten der deutschen Flotte nicht nachsetzen konnten, war der Situation geschuldet, sich einerseits gegen die unablässigen Angriffe der Torpedobootsflottille wehren zu müssen und andererseits gleichzeitig bei Dunkelheit einen Gegner ausfindig machen zu müssen, dessen Schritte nicht vorherzusehen waren. Die erfolgreiche Rückkehr der, kurz zuvor in Dienst gestellten, von der brit. Artillerie förmlich durchsiebten, Seydlitz, kann als Beleg für den hohen technischen Stand des deutschen Schiffsbaus gelten.

06.06.1916:
Brit. Panzerkreuzer Hampshire durch dt. Mine versenkt, mit an Bord: Kriegsminister Lord Kitchner und Stab.
 
Juni 1916:
Seegefecht zw. dt. Torpedobooten und russ. Einheiten bei Häfringe.
 
09.10.1916:
Handelskrieg der Uboote vor nordamerikanischer Küste.
 
23./24.11.1916:
Vorstoß dt. Torpedoboote in die Themse.

1916 bis 1918 Verkappte Handelsschiffe auf Kaperfahrt.

Zur Unterstützung des Tonnagekrieges beschloß der deutsche Admiralstaab die Umrüstung einger Dampfer mit großer Reichweite zu Hilfskreuzern. Aus der Pungo wurde die Möwe, aus der Guben die Greif und aus der Wachtfels die Wolf. Die Dampfer wurden mit Geschützen bestückt und gingen als Hilfskreuzer unter fremder Flagge auf Fahrt.

Die Möwe.

Der ehemalige Bananendampfer Möwe (Graf von Dohna) lief am 30. Dezember unter schwedischer Flagge aus, legte bei Kap Wrath eine Minensperre, dem später die King Edward VII. zum Opfer fallen sollte, und verminte anschließend die Gironde- und Loiremündungen. Als brit. Dampfer Sutton Hall getarnt brachte die Möwe 14 Dampfer und ein Segelboot zur Strecke. Die Schiffe wurden bis auf zwei Dampfer, die zu Hilfsschiffen umfunktioniert wurden, versenkt. Die Möwe kehrte aufgrund von Verschleißerscheinungen der Maschine vorzeitig am 4. März 1916 zurück.

Am 22.11.1916 ging die Möwe auf ihre zweite Fahrt. Im Südatlantik wurden 21 Dampfer und 5 Segelschiffe (Gesamttonnage 119 600 BRT) versenkt. Die Yarrowdale wurde übernommen und später als Hilfskreuzer Leopard auf Kaperfahrt geschickt. Bei ihrer Rückkehr in Kiel befanden sich auf der Möwe 500 Gefangene, weitere 469 Gefangene befanden sich auf der Yarrowdale und 240 Seeleute feindlicher Schiffe wurden von der japansichen Hudson Maru nach Brasilien gebracht.

Die Wolf.

Der Hilskreuzer Wolf (Nerger) hatte die Aufgabe brit. Häfen zu verminen. Auf abgelegenen Routen ging es nach Kapstadt, dessen Hafen als erster vermint wurde. Es folgten Colombo und Bombay. Ein von den Briten erbeutetes deutsches Schiff, die Turitelle (das einsmalige Schwesterschiff der Wolf Gutenfels) wurde als Iltis mit dem Auftrag versehen, den Südausgang des Roten Meeres zu verminen. Dabei wurde das Schiff vom Gegner gestellt und durch die eigene Mannschaft versenkt.

Die Wolf versenkte selbst 14 Schiffe, 19 weitere wurden durch die von ihr gelegten Minen versenkt. Hinzu kamen 3 Schiffe die durch die Minen erheblich beschädigt wurden. Insgesamt verlor der Gegner einen Schiffsraum von 214 000 BRT. Am 17. Februar 1918 kehrte die Wolf von ihrem Einsatz zurück.

Der Seeadler.

Das von einem deutschen Uboot als Prise genommen US-amerikanische Seegelschiff Pass of Balmaha wurde umgebaut und ging als Seeteufel unter dem Kommando von Graf Luckner im Dezember 1916 auf Fahrt. 14 Schiffe wurden vom Seeadler versenkt. Da nach einem halben Jahr Kaperfahrt Mannschaft wie die zahlreichen Gefangenen an Vitamin B Mangel litten, ging die Seeadler vor Mopelia (Gesellschaftsinseln) vor Anker. Das Schiff wurde jedoch am 2. August 1917 von einer durch Seebeben verursachten Flutwelle auf ein Riff geworfen und zerschellte. Die Versuche einiger Besatzungsmitglieder mithilfe eines noch einsetzbaren Motorbootes ein Schiff zu kapern, mißlangen. Die Besatzung der Seeteufel geriet in Gefangenschaft.

Der Seegler hatte insgesamt 14 Schiffe mit 30 000 BRT versenkt.

Die Greif.

Dem Hilfskreuzer Greif (Tietze) war hingegen nur ein kurzes Dasein beschieden. Südlich von Island traf sie am 29. Februar 1916 auf zwei ihr überlegene brit. Hilskreuzer. Die Besatzung der Greif vermochte zwar die dreimal so große Alcantara mit Torpedo zu versenken gegenüber der Alcantara strich sie die Seegel. Die Greif wurde von ihrer Besatzung durch Sprenpatronen versenkt. 5 Offiziere und 115 Matrosen wurden von den Engländern aufgefischt.

 

1917.


01.02.1917:
Uneingeschränkter Ubootskrieg.
 
22.03.1917:
Hilfskreuzer Möwe kehrt von zweiter Kaperfahrt zurück.
 
24.03.1917:
Sperrgebiet wird auf Nördliches Eismeer ausgedehnt.
 
03.05.1917:
Erweiterung des Sperrgebietes um Großbritannien.
 
11.-19.0.1917:
Heer und Flotte besetzten baltische Inseln.
 
17.10.1917:
2 Kleine Kreuzer versenken brit. Geleitzug von 15 Schiffen und 2 Zerstörern.
 
12.12.1917:
Torpedovorstoß in die Tynemündung. 2 Dampfer versenkt.
 
15.12.1917:
Ubootsamt im Reichsmarineamt eingerichtet.

 

1918.


08.01.1918:
Deutschland dehnt Kriegsgebiet auf Kapverdische Inseln und Azoren aus.
 
Januar 1918:
Die unter türk. Flagge fahrende Breslau wird durch Mine versenkt.
 
15.02.1918:
Flottenvorstoß in den Kanal.
 
17.02.1918:
Hilfskreuzer Wolf kehrt von Kaperfahrt zurück.
 
05.03.1918:
Dt. Marine landet auf den Aalands-Inseln.
 
03.04.1918:
Dt. Marine landet auf Hangö. Kurz darauf Einnahme von Helsingfors.
 
22./23.04.1918:
Brit. Angriffe auf Uboot-Stützpunkte in Ostende und Zeebrügge werden abgeschlagen.
 
10.05.1918:
Brit. Blockadeversuch von Ostende wird vereitelt.
 
25.05.1918:
Dt. Uboot-Kreuzer versenken Schiffe an der amerikanischen Küste.
 
19.07.1918:
US-Kreuzer von dt. Uboot bei Fire Islands versenkt.
 
11.08.1918:
Brit. Vorstoß gegen die Deutsche Bucht. 6 brit. Motorboote versenkt.
 
20.10.1918:
Deutschland stellt den Ubootkrieg ein.
 
29.10.1918:
Meutereien von Matrosen in Wilhelmshaven und Kiel.

Nachbetrachtung.

Der Knappheit an Resourcen mußte Deutschland durch Kreativität, Wissen und Können, Mut und Selbstbewußtsein entgegentreten. Statt den eigenen Größenwahn in Großkampfschiffen zu manifestieren, waren es die Torpedo- und die Uboote, sowie der hohe Ausbildungsstand derMannschaften, die die britische Flotte in Bedrängnis brachten. Die Torpedoboote konnten ihre Aufgabe nur deshalb ausführen, weil die Mannschaften es vermochten ihre Torpedos, in den wenigen Sekunden, die ihnen verblieben, bevor der Gegner seine Geschütze auf sie ausgerichtet hatte, auf den Weg zu bringen. Nicht nur die technischen Fertigkeiten der Matrosen, auch ihre unglaubliche Kampfmoral sticht ins Auge. Erinnert sei an die Mannschaft der Leipzig, an die Männer der Emden, an die Verteidigung der Ubootstützpunkte in Flandern oder an die Hilfskreuzer, die monatelang von der Heimat abgeschnitten im Südatlantik und Indischen Ozean ihren Auftrag erfüllten.

Den Schlußpunkt setzte die Kaiserliche Flotte in Scapa Flow. Nachdem das Deutsche Reich den Versailler Vertrag unterzeichnet hatte, wurden die - auf Anordnung der Briten nach Scapa Flow verbrachten Schiffe - durch die eigenen Mannschaften auf Befehl des Konteradmirals Reuter versenkt. Reuter hatte einen Befehl erteilt, der in der Kaiserlichen Marine jede Mannschaft eines jeden Schiffes, das Gefahr lief in feindliche Hände zu geraten, auszuführen hatte.

Auf die unbewaffneten Matrosen, die nach Zündung der Sprengkapseln in den Rettungsbooten an Land ruderten, wurde von den Briten das Feuer eröffnet. Die englischen Soldaten ermordeten neun deutsche Matrosen.

Gemäß Versailler Vertrag wurde der Umfang der deutschen Kriegsmarine auf 12 mittlere und 24 kleine Schiffe begrenzt.

Erst Hitler war es den Engländern Wert, von diesen Einschränkungen befreit zu werden.



  Politik ist ein Schauspiel zur Unterhaltung der Rüstungsindustrie
(frei nach Frank Zappa).
 
Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln
(Carl v. Clausewitz).

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Quellen:
 
Koerner, Peter Der erste Weltkrieg 1914 - 1918 Band IV - Der Krieg zur See, München 1969
Dollinger, Hans, Der Erste Weltkrieg in Bildern und Dokumenten, München 1965
Manitius/Rudel/Schwahn Illustrierte Weltgeschichte Band 4, Berlin 1923
Tirpitz, Alfred von, Erinnerungen, Leipzig 1919
Kellerhoff, Sven Felix, So spielte sich die größte Seeschlacht aller Zeiten ab www.welt.de, Stand: 29.05.2016
Scheer, Reinhard, Bericht des deutschen Flottenchefs an Kaiser Wilhelm II. auf www.seekrieg.net, aufgerufen am 28.02.2020
www.seegefecht-helgoland.de/home/das-seegefecht-und-seine-folgen.html , aufgerufen am 28.02.2020
www.lexikon-erster-weltkrieg.de/U-Boot-Krieg, Stand: 05.10.2015

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